Vortragende:
Jasper Cepl
(Theorie und Geschichte der modernen Architektur)
Hans-Rudolf Meier
(Baugeschichte und Denkmalpflege)
Online Vortrag & Diskussion
13. Mai 2020, 18:00–19:30
Protokollant: Mats Wercholahd
Jasper Cepl
Hans-Rudolf Meier
Jasper Cepl nähert sich dem Ort aus der Perspektive der Architekturtheorie und Geschichte. Er gibt Einblicke in die mit dem Park in Zusammenhang stehende Architekturepoche und knüpft dabei vor allem an solche übergreifenden Diskurse an, die sich in Bezug auf zukunftsbezogene Fragestellungen aktualisieren und übertragen lassen.
Hans-Rudolf Meier von der Professur Denkmalpflege Baugeschichte nähert sich dem Park zunächst aus einer persönlichen Perspektive, anschließend aus der kunsthistorischer und denkmalpflegerischer Sicht. Dabei analysiert und vermittelt er den Kunstwert dieses Gartenkunstwerkes, wie, warum und was mit welchem Impetus-, Landschaft gebaut, künstliche Natur gestaltet worden ist.
Als Denkmalpfleger kann dieses Wissen eine Grundlage für die Herausforderung bedeuten, wie man solch ein Objekt (unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten) erhalten, bewahren und verändern kann.
Jasper Cepl
Hans-Rudolf Meier
Mind the picturesque
„Picturesque: a term expressive of that peculiar kind of beauty, which is agreeable in a picture.
Picturesque grace: an agreeable form given, in a picture, to a clownish figure“
William Gilpin: An Essay upon Prints, Containing Remarks upon the Principles of Picturesque Beauty, The Different Kinds of Prints, And the Characters of the most noted Masters
Die Wirklichkeit muss nicht zwangsläufig in der Kategorie schön zu bestimmen sein, ihre Bildhaftigkeit stellt bereits einen eigenen Wert dar. Diese Erkenntnis und ihre Implikationen sind von Jasper Cepl kontextualisiert und erläutert worden. Der Begriff Picturesque wurzelt in England im ausgehenden 18. Jahrhundert und ist durch Theoretiker wie Richard Payne Knight, William Gilpin, Alexander Pope und Uvedale Price entwickelt und diskutiert worden. Die Freiluftmalerei, das Spazierengehen und die englische Landschaftsgartengestaltung stellen dabei Zugänge dar, sich der Bildhaftigkeit der Welt anzunähern, sie zu ergründen und aus dieser Bildhaftigkeit selbst neue Wirklichkeit hervorzubringen. Deutlich wird dieser Bezug in der durch den englischen Landschaftsgarten aufgeworfenen Frage, inwieweit beispielsweise gebaute Ruinen zu einer Steigerung dieser Bildhaftigkeit führen und worin die Grenzen und Widersprüche dieses Zugriffs liegen. Abschließend gibt Cepls Beispiele einer zeitgenössischen Anwendung beispielsweise in Ausstellungen des Architekturmuseums Münchens, den Fotografien von Peter Bialobrzeski, oder neueren Publikationen.
„Weimar ist eigentlich ein Park, in welchem eine Stadt liegt.“
Adolf Stahr (1805-76)
Hans-Rudolf Meier geht auf die Besonderheiten und lokalgeschichtlichen Zusammenhänge des Parks ein. Dabei umreißt er die zwei wesentlichen Phasen und den Übergang von der sentimentalen und romantischen, hin zur großmaßstäblichen und „klassischen“ Landschaftsgartengestaltung. Zur Verfügung steht ihm dabei das Instrumentarium der Denkmalpflege, beispielsweise die Charta von Florenz (1981) und die Einordnung in die Liste des UNESCO Welterbes. Aus seiner persönlichen Wahrnehmung berichtet Meier von massiven Veränderungen, die im Park momentan festzustellen sind und wirft damit die Frage auf, unter welchen Kriterien und Ansprüchen man den Park zukünftig erhalten soll.
Wie nehmen wir den Park an der Ilm heute wahr? Diese Frage steht zu Beginn der Vortragsreihe. Inwieweit steht diese Wahrnehmung in Diskrepanz zu Auswirkungen des Klimawandels und zeitgemäßen Formen der Nutzung und Bewirtschaftung dieses Ortes? Beide Vortragenden sind sich einig, dass der Park in der allgemeinen Wahrnehmung vor allem als schön und gleichzeitig sehr natürlich, fast selbstverständlich empfunden wird. Dieses Bild steht jedoch im Widerspruch zum zunehmenden Aufwand, den Park in seinen denkmalpflegerischen Grundsätzen zu erhalten. Dürresommer und intensivierte Nutzung stellen die Gärtner*innen der Klassik Stiftung vor zunehmend große Aufgaben. Vor allem die Notwendigkeit, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten hat zuletzt zu einem hohen Baumschlag und aufwändigen Sicherungsmaßnahmen geführt. Einerseits führt Cepl in diesem Kontext das Konzept Pictureque an, wonach ein damals neu entwickeltes Bewusstsein, die Welt in ihrer Bildhaftigkeit zu begreifen und in diesem Sinne Einfluss auf die heutige Form der historischen Landschaftsgärten genommen hat. Hans-Rudolf Meier plädiert dafür, den neuen Unsicherheiten und Phänomenen an diesem Ort Raum zu geben und sie. gezielt in den Vordergrund zu rücken. Damit würde ein, dem Park historisch inhärenter Erlebniswert aktualisiert, die die Parkbesucher*innen mit den Gefahren und Auswirkungen des Klimawandels konfrontieren, diesbezüglich vermitteln und aufklären könnte.
Buche am Tempelherrenhaus, Übergang von der Tiefurter Parklandschaft ins „ungestaltete“ Ilmtal in Richtung Oßmannstedt, künstliche Ruinen am Shakespeare-Denkmal
Vortragende:
Jasper Cepl
(Theorie und Geschichte der modernen Architektur)
Hans-Rudolf Meier
(Baugeschichte und Denkmalpflege)
Online Vortrag & Diskussion
13. Mai 2020, 18:00–19:30
Protokollant: Mats Wercholahd
Jasper Cepl
Hans-Rudolf Meier
Jasper Cepl nähert sich dem Ort aus der Perspektive der Architekturtheorie und Geschichte. Er gibt Einblicke in die mit dem Park in Zusammenhang stehende Architekturepoche und knüpft dabei vor allem an solche übergreifenden Diskurse an, die sich in Bezug auf zukunftsbezogene Fragestellungen aktualisieren und übertragen lassen.
Hans-Rudolf Meier von der Professur Denkmalpflege Baugeschichte nähert sich dem Park zunächst aus einer persönlichen Perspektive, anschließend aus der kunsthistorischer und denkmalpflegerischer Sicht. Dabei analysiert und vermittelt er den Kunstwert dieses Gartenkunstwerkes, wie, warum und was mit welchem Impetus-, Landschaft gebaut, künstliche Natur gestaltet worden ist.
Als Denkmalpfleger kann dieses Wissen eine Grundlage für die Herausforderung bedeuten, wie man solch ein Objekt (unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten) erhalten, bewahren und verändern kann.
Jasper Cepl
Hans-Rudolf Meier
Mind the picturesque
„Picturesque: a term expressive of that peculiar kind of beauty, which is agreeable in a picture.
Picturesque grace: an agreeable form given, in a picture, to a clownish figure“
William Gilpin: An Essay upon Prints, Containing Remarks upon the Principles of Picturesque Beauty, The Different Kinds of Prints, And the Characters of the most noted Masters
Die Wirklichkeit muss nicht zwangsläufig in der Kategorie schön zu bestimmen sein, ihre Bildhaftigkeit stellt bereits einen eigenen Wert dar. Diese Erkenntnis und ihre Implikationen sind von Jasper Cepl kontextualisiert und erläutert worden. Der Begriff Picturesque wurzelt in England im ausgehenden 18. Jahrhundert und ist durch Theoretiker wie Richard Payne Knight, William Gilpin, Alexander Pope und Uvedale Price entwickelt und diskutiert worden. Die Freiluftmalerei, das Spazierengehen und die englische Landschaftsgartengestaltung stellen dabei Zugänge dar, sich der Bildhaftigkeit der Welt anzunähern, sie zu ergründen und aus dieser Bildhaftigkeit selbst neue Wirklichkeit hervorzubringen. Deutlich wird dieser Bezug in der durch den englischen Landschaftsgarten aufgeworfenen Frage, inwieweit beispielsweise gebaute Ruinen zu einer Steigerung dieser Bildhaftigkeit führen und worin die Grenzen und Widersprüche dieses Zugriffs liegen. Abschließend gibt Cepls Beispiele einer zeitgenössischen Anwendung beispielsweise in Ausstellungen des Architekturmuseums Münchens, den Fotografien von Peter Bialobrzeski, oder neueren Publikationen.
„Weimar ist eigentlich ein Park, in welchem eine Stadt liegt.“
Adolf Stahr (1805-76)
Hans-Rudolf Meier geht auf die Besonderheiten und lokalgeschichtlichen Zusammenhänge des Parks ein. Dabei umreißt er die zwei wesentlichen Phasen und den Übergang von der sentimentalen und romantischen, hin zur großmaßstäblichen und „klassischen“ Landschaftsgartengestaltung. Zur Verfügung steht ihm dabei das Instrumentarium der Denkmalpflege, beispielsweise die Charta von Florenz (1981) und die Einordnung in die Liste des UNESCO Welterbes. Aus seiner persönlichen Wahrnehmung berichtet Meier von massiven Veränderungen, die im Park momentan festzustellen sind und wirft damit die Frage auf, unter welchen Kriterien und Ansprüchen man den Park zukünftig erhalten soll.
Wie nehmen wir den Park an der Ilm heute wahr? Diese Frage steht zu Beginn der Vortragsreihe. Inwieweit steht diese Wahrnehmung in Diskrepanz zu Auswirkungen des Klimawandels und zeitgemäßen Formen der Nutzung und Bewirtschaftung dieses Ortes? Beide Vortragenden sind sich einig, dass der Park in der allgemeinen Wahrnehmung vor allem als schön und gleichzeitig sehr natürlich, fast selbstverständlich empfunden wird. Dieses Bild steht jedoch im Widerspruch zum zunehmenden Aufwand, den Park in seinen denkmalpflegerischen Grundsätzen zu erhalten. Dürresommer und intensivierte Nutzung stellen die Gärtner*innen der Klassik Stiftung vor zunehmend große Aufgaben. Vor allem die Notwendigkeit, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten hat zuletzt zu einem hohen Baumschlag und aufwändigen Sicherungsmaßnahmen geführt. Einerseits führt Cepl in diesem Kontext das Konzept Pictureque an, wonach ein damals neu entwickeltes Bewusstsein, die Welt in ihrer Bildhaftigkeit zu begreifen und in diesem Sinne Einfluss auf die heutige Form der historischen Landschaftsgärten genommen hat. Hans-Rudolf Meier plädiert dafür, den neuen Unsicherheiten und Phänomenen an diesem Ort Raum zu geben und sie. gezielt in den Vordergrund zu rücken. Damit würde ein, dem Park historisch inhärenter Erlebniswert aktualisiert, die die Parkbesucher*innen mit den Gefahren und Auswirkungen des Klimawandels konfrontieren, diesbezüglich vermitteln und aufklären könnte.
Buche am Tempelherrenhaus, Übergang von der Tiefurter Parklandschaft ins „ungestaltete“ Ilmtal in Richtung Oßmannstedt, künstliche Ruinen am Shakespeare-Denkmal