Vortragende:
Alexandra Toland
(Arts and Research)
Luise Nerlich
(Bauformenlehre)
Martin Schmidt,
(Bauformenlehre)
Sabine Zierold,
(MediaArchitecture/
Darstellungsmethodik)
Online Vortrag & Diskussion
08. Juli 2020, 18:00–19:30
Protokollant*innen:
Tuyet Oehme
Valentin von der Haar
Alexandra Toland
Martin Schmidt
TO: Die Jun. -Prof. Dr. Alexandra Toland forscht und lehrt an der Professur Arts and Research an der Bauhaus- Universität-Weimar. Sie beschäftigt sich mit der zentralen Frage, ob und wie Kunst eine wissenschaftliche Recherchenmethode konstituieren kann. Kunst inspiriert aus der Wissenschaft: Wie man durch eine künstlerische Herangehensweise wissenschaftliche Themen vernetzen könnte? Dadurch entsteht ein subjektiver und objektiver Blickwinkel auf interdisziplinäre Themenfelder, wie Theorien zur Relationalität, methodischer Vielfalt, Stadtökologie, Boden- und Biodiversitätsschutz, Ernährungssicherheit (Souveränität), Posthumanismus, Postkolonialismus und dem Anthropozän.
TO: Martin Schmidt ist Alumni der Bauhaus Universität- Weimar und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter & Architekt an der Professur Bauformenlehre. Seine Ansätze innerhalb des Vortages gehen über die klassischen Felder der Architektur hinaus. Beim Projekt „Der grüne Salon„ behandelt Schmidt mit Studierende den Ilm Park als universitären Denkraum. Die Studierenden bedienen sich an photographischen Methoden und der Spaziergangswissenschaft von Lucius Burckhardts, um den Park weiterzudenken.
Sabine Zierold
Luise Nerlich
VH: Sabine Zierold ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Darstellungsmethodik und leitet den Masterstudiengang "MediaArchitecture" an der Bauhaus-Universität Weimar. Im 2. Kernmodul "Der grüne Salon" näherte Sie sich, sowohl mit Studierenden im Bachelor Architektur und im Master MediaArchitecture, aus medialen Perspektiven dem Ilmpark an. Dabei war das Ziel sowohl Sichtbares als auch Unsichtbares im Park zu analysieren und eine Raumanalyse aus einer kommunikativen Perspektive vorzunehmen. Ein Fokus lag hierbei auf den, im Park inszenierten Sichtachsen, welche eine lange Geschichte aufweisen und zur Entstehungszeit des Parks bewusst angelegt wurden. Diese Sichtachsen wurden durch die Studierenden neu interpretiert und in eine neue architektonische Sprache, durch den Entwurf verschiedener Pavillons, übersetzt. Hierbei ging es darum Architektur als ein Mittel wahrzunehmen, welches Blicke strukturieren und lenken kann, das "Fenster als Bild". Darüber hinaus liegt in dieser Blickinszenierung auch das Potential unwillkommenes unsichtbar zu machen.
Andere Perspektiven auf den Park nahmen die Geschichte des Bauhauses in den Fokus und machten beispielsweise durch eine mediale Ausstellung den Vorkurs des Staatlichen Bauhaus Weimar, neu erlebbar. Hierbei wurde auch die Verbindung zum Ilmpark und zum Tempelherrenhaus hergestellt, welches beispielsweise Johannes Itten als Atelier diente. Ein weiterer Aspekt, welcher im Rahmen des Kernmoduls aufgegriffen wurde, war die Ilm selbst. Mithilfe unterschiedlicher medialer und technischer Elemente wurde die Unterwasserlandschaft der Ilm, welche normalerweise unsichtbar und unhörbar ist, erlebbar gemacht.
VH: Luise Nerlich ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Bauformenlehre an der Bauhaus-Universität Weimar, arbeitet als Architektin, vor allem im Bereich der Architekturvermittlung an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Im Rahmen ihres Seminars "poly.chrom II - Farbe im architektonischen Kontext" näherte Sie sich in diesem Semester mit Studierenden an die Farbpalette des Ilmparks an. Bei der Methode handelt es sich um das sogenannte "Colour Hunting", mit welchem die Farbstimmungen eines bestimmten Ortes aufgenommen, analysiert und später im Atelier rekreiert werden. Im Rahmen des Seminars wurden zuerst die Farbstimmungen des Ilmparks im Sommer aufgenommen, um sich im Prozess dann auf die Gebäude welche den Ilmpark säumen, zu konzentrieren. Die Studierenden nahmen dabei vorerst Fotos der zu analysierenden Gebäude auf um aus diesen dann die verschiedenen Farben zu extrahieren, nachzumischen und ein Farbportrait des jeweiligen Gebäudes zu erstellen. Hierbei wurden sowohl die Farbqualitäten als auch die Farbquantitäten herausgearbeitet, um ein möglichst genaues Farbportrait des Gebäudes zu erstellen. Im Laufe des Semesters wurde also ein großer Farbfundus des Ilmparks angelegt. Diese Farbportraits wurden im Rahmen des 2. Kernmoduls "Der grüne Salon" im Bachelor Architektur, weiterverwendet. Ein Pavillon-Entwurf für den Ilmpark, wurde mithilfe verschiedener Farbportraits, bunt gestaltet. Hierbei ging es darum einen bunten Entwurf zu entwickeln, der jedoch nicht vollkommen willkürlich erscheint, sondern sich an dem gebauten Kontext des Parks orientiert.
Alexandra Toland
Martin Schmidt
TO: Menschen und Pflanzen teilen im Weimarer Ilmpark einen gemeinsamen Raum. Toland geht von einer ökologischen Vernetzung bzw. Gesamtheit aus. Der Zweck, der Nutzen und die Bedürfnisse der Menschen und Pflanzen stehen sich hier gegenüber. Die Auswirkungen vom menschengemachten Klimawandel erschwert das Überleben der Vegetation. An diesem Punkt ist zu erwähnen, dass die Intention der Klassik Stiftung der Erhalt des Landschaftsbildes ist.
Toland schlägt vor, dass Brachflächen und an den Klimawandel angepasste Bäume dafür in Betracht gezogen werden sollten.
TO: Schmidt spricht beim Ilm Park von einem begehbaren Landschaftsbild. Die Art und Weise, wie der Park betreten wird, wirkt sich auf die Lesart des Parkbildes aus. Er deutet auch auf einen Dialog hin. Menschen beeinflussen den Park und der Park beeinflusst die Menschen. Er beobachtet und kritisiert die Spuren gesellschaftlicher Kompensation, wie zum Beispiel Verschmutzung, aber auch die Unterwerfung von der Natur des Parks für die Einhaltung der Parkordnung, um gestaltete Landschaftsbilder zu erzeugen.
Sabine Zierold
Luise Nerlich
VH: "Das Bild als Fenster und das Fenster als Bild" war ein wichtiger Aspekt im Entwurfsprozess des Seminars unter der Leitung von Sabine Zierold. Durch Architektur ist es möglich Bilder zu inszenieren, welche ungewolltes Ausblenden und einen neuen Fokus oder Blick im Park aufweisen können. Dabei steht die Umgebung, also die geschaffene Natur, im Vordergrund. Die Verwendung von modernen medialen Mitteln, kann diesen Blick oder Fokus noch weiter vertiefen oder weitere, zum Beispiel unsichtbare oder vergangene Aspekte und Nutzungen des Raumes neu erlebbar oder erfahrbar machen. Der Bezug zur natürlichen Beschaffenheit des Ilmparks und deren Wert für den Menschen, aber auch den Wert der Natur in sich, stehen dabei im Fokus.
VH: Luise Nerlich war es wichtig in Rahmen ihres Seminars einen bunten Entwurf zu entwickeln, welcher jedoch nicht auf Zufälligkeit beruht und in seiner Farbpracht den Schauenden nicht überfordert. Der Entwurf darf dabei zwar aus seiner Umgebung hervorstechen, muss jedoch weiterhin im Kontext stehen. Die Analyse der Farben, welche die Gebäude im Ilmpark aufweisen, liegt hierbei also erst einmal im Fokus. Die Übertragung der erstellten Farbportraits auf die Pavillon-Entwürfe setzt die These, dass auch bunte und farbprächtige Architektur in einer natürlichen Umgebung funktionieren kann, dabei in die Realität um.
TO: In dem Gespräch entsteht eine thematische Gemeinsamkeit bei allen Beteiligten. Der zentrale Themenschwerpunkt ist die “Neue Natur“, das Themenjahr im Ilm Park 2021. Toland spricht von der Natur der vierten Art. Die erste Natur beschreibt die ursprüngliche Wildnis, die zweite Natur die kultivierten Agrarlandschaften. Die dritte Natur beschreibt repräsentative Flächen, wie den Park an der Ilm. Die vierte Natur beschreibt spontan und wild wachsende Grünflächen. Ähnlich wie auf Brachflächen entstehen dort Mischkulturen. Toland meint es gebe zu wenig solcher Flächen in Weimar. Schmidt antwortet, darauf mit der Dritten Landschaft. Die Erste ist ursprünglich & natürlich. Die Zweite ist die genutzte Landschaft. Die Dritte ist die Brachfläche, welche sich auf einer Rückwärtsbewegung befindet und sich selbst überlassen wird. Schmidt sieht bereits solch eine Fläche im Park.
VH: Die Beiträge von Sabine Zierold, Luise Nerlich und Martin Schmidt verbindet erst einmal, dass sich alle im Rahmen des 2. Kernmoduls „Der grüne Salon“ mit dem Ilmpark und seinen verschiedenen Facetten auseinandergesetzt haben. Im Rahmen des Seminars wurde verschiedene Stegreife und Entwürfe entwickelt, welche diese verschiedenen Facetten aufgreifen und auf ihre eigene Art und Weise interpretieren. Dabei wird vor allem die gemeinsame Position vertreten, dass es immer auch um eine Wahrung und Wertschätzung der Natur geht, im Hinblick auf den menschlichen Nutzen und das persönliche Erleben dieser, aber auch, dass die Natur in sich selbst einen Wert trägt. Auch der Beitrag von Alexandra Toland bezieht sich darauf, welchen Wert die Natur für uns Menschen hat und welche Dienste diese für uns leistet. Toland erweitert diesen Aspekt jedoch noch und vertritt die Ansicht, dass wir der Natur für ihre Dienste etwas schuldig sind und stellt die Frage auf wie wir die Natur für diese Dienste entschädigen können.
TO: Im Vortrag wird kein konkreter Ort des Parks relevant. Es geht vor allem darum welche unterschiedlichen Grünflächen geeigneten Nutzungen und Einschränkungen unterliegen.
VH: Sabine Zierold bezieht sich in ihrem Vortrag auf die vielen Blickachsen, welche im Ilmpark angelegt sind. Beispielsweise die Blickachse am Tempelherrenhaus und die Blickachse in den „Dux-Garten“. Weitere Orte, die während des Vortrags erwähnt wurden, waren das Römische Haus, das Tempelherrenhaus und die Ilm selbst.
Luise Nerlich bezog sich in ihrem Vortrag auf alle Gebäude im Ilmpark und die die den Ilmpark zur Stadt abgrenzen, beispielsweise das Römische Haus, die Ackerwand, das Staatsarchiv, das Haus des Hofkochs der Anna Amalia und das Römische Haus, aber auch verschiedene Teile des Parks selbst fanden Erwähnung.
TO: Der Ilm Park ist ein Ort mit Mehrwert. Der Erhalt des Parkes sollte durch Intervention und Fundus geprägt werden. Aufklärung über den gemeinsamen Umgang sind meiner Meinung nach systemrelevant.
VH: Die verschiedenen Zugänge, die durch einen architektonischen Blickwinkel zum Park geschaffen wurden, waren für mich sehr spannend. Gerade die Analyse der Farben in und um den Ilmpark und die Erstellung der Farbportraits haben mir in meinem eigenen erleben des Parks neue Impulse gegeben und mir zu einem besseren Verständnis des Zusammenhangs zwischen Architektur, Farbe und Kontext gegeben.
Ich habe durch die verschiedenen Vorträge und die anschließende Diskussion mein eigenes Verhalten im Park reflektieren können und setze mich weiterhin mit der Frage auseinander wie ich meine Wertschätzung der Natur und des Parks neue Ausdrucksformen verleihen kann.
Vortragende:
Alexandra Toland
(Arts and Research)
Luise Nerlich
(Bauformenlehre)
Martin Schmidt,
(Bauformenlehre)
Sabine Zierold,
(MediaArchitecture/
Darstellungsmethodik)
Online Vortrag & Diskussion
08. Juli 2020, 18:00–19:30
Protokollant*innen:
Tuyet Oehme
Valentin von der Haar
Alexandra Toland
Martin Schmidt
TO: Die Jun. -Prof. Dr. Alexandra Toland forscht und lehrt an der Professur Arts and Research an der Bauhaus- Universität-Weimar. Sie beschäftigt sich mit der zentralen Frage, ob und wie Kunst eine wissenschaftliche Recherchenmethode konstituieren kann. Kunst inspiriert aus der Wissenschaft: Wie man durch eine künstlerische Herangehensweise wissenschaftliche Themen vernetzen könnte? Dadurch entsteht ein subjektiver und objektiver Blickwinkel auf interdisziplinäre Themenfelder, wie Theorien zur Relationalität, methodischer Vielfalt, Stadtökologie, Boden- und Biodiversitätsschutz, Ernährungssicherheit (Souveränität), Posthumanismus, Postkolonialismus und dem Anthropozän.
TO: Martin Schmidt ist Alumni der Bauhaus Universität- Weimar und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter & Architekt an der Professur Bauformenlehre. Seine Ansätze innerhalb des Vortages gehen über die klassischen Felder der Architektur hinaus. Beim Projekt „Der grüne Salon„ behandelt Schmidt mit Studierende den Ilm Park als universitären Denkraum. Die Studierenden bedienen sich an photographischen Methoden und der Spaziergangswissenschaft von Lucius Burckhardts, um den Park weiterzudenken.
Sabine Zierold
Luise Nerlich
VH: Sabine Zierold ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Darstellungsmethodik und leitet den Masterstudiengang "MediaArchitecture" an der Bauhaus-Universität Weimar. Im 2. Kernmodul "Der grüne Salon" näherte Sie sich, sowohl mit Studierenden im Bachelor Architektur und im Master MediaArchitecture, aus medialen Perspektiven dem Ilmpark an. Dabei war das Ziel sowohl Sichtbares als auch Unsichtbares im Park zu analysieren und eine Raumanalyse aus einer kommunikativen Perspektive vorzunehmen. Ein Fokus lag hierbei auf den, im Park inszenierten Sichtachsen, welche eine lange Geschichte aufweisen und zur Entstehungszeit des Parks bewusst angelegt wurden. Diese Sichtachsen wurden durch die Studierenden neu interpretiert und in eine neue architektonische Sprache, durch den Entwurf verschiedener Pavillons, übersetzt. Hierbei ging es darum Architektur als ein Mittel wahrzunehmen, welches Blicke strukturieren und lenken kann, das "Fenster als Bild". Darüber hinaus liegt in dieser Blickinszenierung auch das Potential unwillkommenes unsichtbar zu machen.
Andere Perspektiven auf den Park nahmen die Geschichte des Bauhauses in den Fokus und machten beispielsweise durch eine mediale Ausstellung den Vorkurs des Staatlichen Bauhaus Weimar, neu erlebbar. Hierbei wurde auch die Verbindung zum Ilmpark und zum Tempelherrenhaus hergestellt, welches beispielsweise Johannes Itten als Atelier diente. Ein weiterer Aspekt, welcher im Rahmen des Kernmoduls aufgegriffen wurde, war die Ilm selbst. Mithilfe unterschiedlicher medialer und technischer Elemente wurde die Unterwasserlandschaft der Ilm, welche normalerweise unsichtbar und unhörbar ist, erlebbar gemacht.
VH: Luise Nerlich ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Bauformenlehre an der Bauhaus-Universität Weimar, arbeitet als Architektin, vor allem im Bereich der Architekturvermittlung an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Im Rahmen ihres Seminars "poly.chrom II - Farbe im architektonischen Kontext" näherte Sie sich in diesem Semester mit Studierenden an die Farbpalette des Ilmparks an. Bei der Methode handelt es sich um das sogenannte "Colour Hunting", mit welchem die Farbstimmungen eines bestimmten Ortes aufgenommen, analysiert und später im Atelier rekreiert werden. Im Rahmen des Seminars wurden zuerst die Farbstimmungen des Ilmparks im Sommer aufgenommen, um sich im Prozess dann auf die Gebäude welche den Ilmpark säumen, zu konzentrieren. Die Studierenden nahmen dabei vorerst Fotos der zu analysierenden Gebäude auf um aus diesen dann die verschiedenen Farben zu extrahieren, nachzumischen und ein Farbportrait des jeweiligen Gebäudes zu erstellen. Hierbei wurden sowohl die Farbqualitäten als auch die Farbquantitäten herausgearbeitet, um ein möglichst genaues Farbportrait des Gebäudes zu erstellen. Im Laufe des Semesters wurde also ein großer Farbfundus des Ilmparks angelegt. Diese Farbportraits wurden im Rahmen des 2. Kernmoduls "Der grüne Salon" im Bachelor Architektur, weiterverwendet. Ein Pavillon-Entwurf für den Ilmpark, wurde mithilfe verschiedener Farbportraits, bunt gestaltet. Hierbei ging es darum einen bunten Entwurf zu entwickeln, der jedoch nicht vollkommen willkürlich erscheint, sondern sich an dem gebauten Kontext des Parks orientiert.
Alexandra Toland
Martin Schmidt
TO: Menschen und Pflanzen teilen im Weimarer Ilmpark einen gemeinsamen Raum. Toland geht von einer ökologischen Vernetzung bzw. Gesamtheit aus. Der Zweck, der Nutzen und die Bedürfnisse der Menschen und Pflanzen stehen sich hier gegenüber. Die Auswirkungen vom menschengemachten Klimawandel erschwert das Überleben der Vegetation. An diesem Punkt ist zu erwähnen, dass die Intention der Klassik Stiftung der Erhalt des Landschaftsbildes ist.
Toland schlägt vor, dass Brachflächen und an den Klimawandel angepasste Bäume dafür in Betracht gezogen werden sollten.
TO: Schmidt spricht beim Ilm Park von einem begehbaren Landschaftsbild. Die Art und Weise, wie der Park betreten wird, wirkt sich auf die Lesart des Parkbildes aus. Er deutet auch auf einen Dialog hin. Menschen beeinflussen den Park und der Park beeinflusst die Menschen. Er beobachtet und kritisiert die Spuren gesellschaftlicher Kompensation, wie zum Beispiel Verschmutzung, aber auch die Unterwerfung von der Natur des Parks für die Einhaltung der Parkordnung, um gestaltete Landschaftsbilder zu erzeugen.
Sabine Zierold
Luise Nerlich
VH: "Das Bild als Fenster und das Fenster als Bild" war ein wichtiger Aspekt im Entwurfsprozess des Seminars unter der Leitung von Sabine Zierold. Durch Architektur ist es möglich Bilder zu inszenieren, welche ungewolltes Ausblenden und einen neuen Fokus oder Blick im Park aufweisen können. Dabei steht die Umgebung, also die geschaffene Natur, im Vordergrund. Die Verwendung von modernen medialen Mitteln, kann diesen Blick oder Fokus noch weiter vertiefen oder weitere, zum Beispiel unsichtbare oder vergangene Aspekte und Nutzungen des Raumes neu erlebbar oder erfahrbar machen. Der Bezug zur natürlichen Beschaffenheit des Ilmparks und deren Wert für den Menschen, aber auch den Wert der Natur in sich, stehen dabei im Fokus.
VH: Luise Nerlich war es wichtig in Rahmen ihres Seminars einen bunten Entwurf zu entwickeln, welcher jedoch nicht auf Zufälligkeit beruht und in seiner Farbpracht den Schauenden nicht überfordert. Der Entwurf darf dabei zwar aus seiner Umgebung hervorstechen, muss jedoch weiterhin im Kontext stehen. Die Analyse der Farben, welche die Gebäude im Ilmpark aufweisen, liegt hierbei also erst einmal im Fokus. Die Übertragung der erstellten Farbportraits auf die Pavillon-Entwürfe setzt die These, dass auch bunte und farbprächtige Architektur in einer natürlichen Umgebung funktionieren kann, dabei in die Realität um.
TO: In dem Gespräch entsteht eine thematische Gemeinsamkeit bei allen Beteiligten. Der zentrale Themenschwerpunkt ist die “Neue Natur“, das Themenjahr im Ilm Park 2021. Toland spricht von der Natur der vierten Art. Die erste Natur beschreibt die ursprüngliche Wildnis, die zweite Natur die kultivierten Agrarlandschaften. Die dritte Natur beschreibt repräsentative Flächen, wie den Park an der Ilm. Die vierte Natur beschreibt spontan und wild wachsende Grünflächen. Ähnlich wie auf Brachflächen entstehen dort Mischkulturen. Toland meint es gebe zu wenig solcher Flächen in Weimar. Schmidt antwortet, darauf mit der Dritten Landschaft. Die Erste ist ursprünglich & natürlich. Die Zweite ist die genutzte Landschaft. Die Dritte ist die Brachfläche, welche sich auf einer Rückwärtsbewegung befindet und sich selbst überlassen wird. Schmidt sieht bereits solch eine Fläche im Park.
VH: Die Beiträge von Sabine Zierold, Luise Nerlich und Martin Schmidt verbindet erst einmal, dass sich alle im Rahmen des 2. Kernmoduls „Der grüne Salon“ mit dem Ilmpark und seinen verschiedenen Facetten auseinandergesetzt haben. Im Rahmen des Seminars wurde verschiedene Stegreife und Entwürfe entwickelt, welche diese verschiedenen Facetten aufgreifen und auf ihre eigene Art und Weise interpretieren. Dabei wird vor allem die gemeinsame Position vertreten, dass es immer auch um eine Wahrung und Wertschätzung der Natur geht, im Hinblick auf den menschlichen Nutzen und das persönliche Erleben dieser, aber auch, dass die Natur in sich selbst einen Wert trägt. Auch der Beitrag von Alexandra Toland bezieht sich darauf, welchen Wert die Natur für uns Menschen hat und welche Dienste diese für uns leistet. Toland erweitert diesen Aspekt jedoch noch und vertritt die Ansicht, dass wir der Natur für ihre Dienste etwas schuldig sind und stellt die Frage auf wie wir die Natur für diese Dienste entschädigen können.
TO: Im Vortrag wird kein konkreter Ort des Parks relevant. Es geht vor allem darum welche unterschiedlichen Grünflächen geeigneten Nutzungen und Einschränkungen unterliegen.
VH: Sabine Zierold bezieht sich in ihrem Vortrag auf die vielen Blickachsen, welche im Ilmpark angelegt sind. Beispielsweise die Blickachse am Tempelherrenhaus und die Blickachse in den „Dux-Garten“. Weitere Orte, die während des Vortrags erwähnt wurden, waren das Römische Haus, das Tempelherrenhaus und die Ilm selbst.
Luise Nerlich bezog sich in ihrem Vortrag auf alle Gebäude im Ilmpark und die die den Ilmpark zur Stadt abgrenzen, beispielsweise das Römische Haus, die Ackerwand, das Staatsarchiv, das Haus des Hofkochs der Anna Amalia und das Römische Haus, aber auch verschiedene Teile des Parks selbst fanden Erwähnung.
TO: Der Ilm Park ist ein Ort mit Mehrwert. Der Erhalt des Parkes sollte durch Intervention und Fundus geprägt werden. Aufklärung über den gemeinsamen Umgang sind meiner Meinung nach systemrelevant.
VH: Die verschiedenen Zugänge, die durch einen architektonischen Blickwinkel zum Park geschaffen wurden, waren für mich sehr spannend. Gerade die Analyse der Farben in und um den Ilmpark und die Erstellung der Farbportraits haben mir in meinem eigenen erleben des Parks neue Impulse gegeben und mir zu einem besseren Verständnis des Zusammenhangs zwischen Architektur, Farbe und Kontext gegeben.
Ich habe durch die verschiedenen Vorträge und die anschließende Diskussion mein eigenes Verhalten im Park reflektieren können und setze mich weiterhin mit der Frage auseinander wie ich meine Wertschätzung der Natur und des Parks neue Ausdrucksformen verleihen kann.