„Heterotopien sind wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können.“ [1]
Foucault nimmt an, dass es Räume gibt, die in besonderer Weise gesellschaftliche Verhältnisse reflektieren, indem sie sie repräsentieren, negieren oder umkehren. Heterotopien entfalten eine Differenz gegenüber dem verbleibenden Raum. Extreme Heterotopien sind in dieser Hinsicht der Illusionsraum und der Kompensationsraum. Der Illusionsraum erschaff t eine Wirklichkeit, innerhalb derer der gesamte reale Raum als noch illusorischer erscheint als die Heterotopie selbst. Als Beispiel hierfür beschreibt Foucault die früheren Bordelle, die vielleicht gerade deshalb so berühmt waren, weil sie die perfekte Illusion einer „anderen“ Wirklichkeit erschufen.
Diese andere Wirklichkeit hat sich bis heute nicht verändert und wurde hunderte Jahre sozusagen bewahrt als Goethes Freizeitpark. Eine neue Aneignung hat bis dato noch nicht wirklich stattgefunden und stellte sich in der nähren Vergangenheit aufgrund von denkmalpflegerischen Vorgaben auch schwierig da.
Wie sehe unser größtes grünes Stück in der Stadt aus, wenn Goethe dort nie sein Gartenhaus gebaut hätte und der Park als solches gar nicht existiere? Würde der Park die gleichen Qualitäten besitzen? Als reiner kurfürstlicher Schlosspark mit klaren Linien und Strukturen wie er in seinen Anfangsjahren geplant war oder eben als Park an der Ilm, mit einem natürlichen Flussbett voll von wilder Flora und Fauna.
Was wäre möglich gewesen und was davon vermisst der Park gerade eventuell und lässt ihn als Freilichtmuseum in seiner Entwicklung sogar dahin stauben?
Als Tourist ist der Park, der Ort an den sie sich positiv zurückerinnern und von dessen inszenierter Natürlichkeit schwärmen. Doch dieses Bild bröckelt, und zeigt immer weniger Resilienz gegenüber seinem eigentlichen natürlichen Gefüge. Erdrutsch, Stürme etc. treffen besonders am Ufer der Ilm die alten Bäume, die folglich gefällt werden müssen, da sie vom Einsturz bedroht sind. Der Klimawandel zwingt die Behörden dazu teilweise Bereiche abzusperren und auch auf Schildern wird beim Eintreten auf dessen Schicksal darauf hingewiesen.
Der von der Klassik-Stiftung beauftragte Neubau der Naturbrücke wird ebenso weniger positiv aufgenommen als sein Vorgänger. So war die klassische in weiß gehaltene Holzbrücke stets ein Ort des Verweilens, der in das romantisierte Bild des Parks an der Ilm passte. Der Neubau stört dieses Bild mit seinem noch hellen Holz und dem Versuch der neumodischen naturähnlichen Gestaltung. Zu oft kennt man diese Struktur wohl aus anderen naturnahen Räumen, so will sie aber sich nicht wirklich in das inszenierte Bild unseres Naturparks eingliedern. Denn der Park bleibt ein Park. Ein Stadtpark umgrenzt und gegliedert durch seine Grenzen an diese. Er weitet sich in seinen Ausläufen zum Naturraum aus aber steht in seinem Zentrum der Stadt gegenüber. Möchte sich der Park dieser auch zuwenden, sollte er nicht nur der Erholung dienen.
Denn haben die Weimarer Bewohnerinnen nicht auch das Recht ihren Park als Bürger Park zu nutzen und zu formen? Oder muss man sich, wenn man ihn betritt stets seiner Vergangenheit widmen? Flanierend, das Denkmal betrachtend aber sich selbst in seiner eigenen Realität nicht mit einbeziehen.
Ist dieser Raum denn dann noch frei und ist es nicht längst an der Zeit, dass die Moderne und Post-Moderne sowie aktuelle Strömungen, dem Park auch ein Gesicht geben können?
An manchen Ecken kann der Park weitaus mehr Raum für zeitgenössische Entwicklungen offenlassen.
The Leisure Park
Parkhöhle
Bietet Freizeitgestaltungen jeglicher Art an. Verschiedene Nutzer kommen zum Zug und eigenen sich den Park an. Nicht nach dem Bild der aktuell präsenten Freizeitparks, in den man Eintritt zahlt und man in fremde Utopien oder Klischees eintritt. Sondern ein Freiraum, der offen genutzt und im hier und jetzt gestaltet werden kann.
Die Nutzenden des Parks tragen hierbei, der Umwelt gegenüber eine große Verantwortung, diese gilt als Grundlage für eine freie und offene Gestaltung. Die Verantwortung und der Respekt gegenüber einem Raum geschieht oft entsprechend seiner Gestaltung. Der Ilmpark bietet sich hierbei als wohl geformter Raum, den die Bürger als solches auch weiterhin erhalten wollen sehr gut an.
Belästigungen und Verstöße gegen die Parkordnung wurden besonders während der Lockdown-Phase wahrgenommen, weil viele andere Räume für die Bevölkerung verschlossen blieben. So galt der Park nicht nur in Weimar, als einziger Zufluchtsort und Treffpunkt für viele die sich nicht mehr in geschlossenen Räumen aufhalten konnten und wollten. Diese Entwicklung sollte weiter beobachtet werden und darauf auch eingegangen werden. Wird sich an unserem Umgang mit der Umwelt auf lange Sicht nichts ändern, werden wir wohl öfter solche vermeintlichen Freiräume benötigen. So wie es aussieht werden wir in Zukunft uns noch mit weiteren Pandemien auseinandersetzen müssen.
Diese Grundlage und Eigenverantwortung kann eben für temporäre Installationen, kleine Festivals, Openair-Veranstaltungen wie ein öffentliches Theater oder andere Kultur- und Freizeitaktivitäten fernab der Weimarer Klassik im Park nutzbar gemacht werden. Zahlreiche Orte im Park bieten sich für die Gestaltung neuer Freiräume an, die teilweise auch schon angeeignet wurden.
„Am westlichen Rand des Ilmparks befindet sich der Ein- und Ausgang der Parkhöhle, einem öffentlich zugänglichen Netz von Stollen und Höhlen. In rund 12 m Tiefe finden etwa halbstündige Führungen statt. Das Labyrinth wurde 1974 als Stollen für Abwässer und Bierlagerung angelegt und später erweitert.“
Dieses Netz von Stollen und Höhlen ist heute tatsächlich nur teilweise begehbar und nicht wirklich öffentlich zugänglich, da eine Eintrittsgebühr verlangt wird. Der Raum dieser Stollen kann vielfältiger genutzt werden und beispielsweise als Mensa-Club weiter entwickelt werden. Bedarf für einen solchen Raum in der Stadt, besonders für die Studenten, an dem ohne Anwohner zu belästigen ausgelassen gefeiert werden kann, gibt es definitiv. Sicherlich wird die Umgebung von solch einer Institution nicht nur positiv beeinflusst. Hierbei ist auf die eigene Verantwortung des Orts zu appellieren.
Der moderne
Park
Zeitgenössische
Kunst und Kultur
Bademöglichkeiten
an der Ilm
Sportachse
Der gesamte Bereich um die Mensa inklusive des Beethovenplatzes und die als Kifferwiese bekannte KiWi (eigentlich Kinderwiese, da dort unscheinbar und versteckt ein Spielplatz angrenzt) um das Gelände des Tempelherrenhaus (grün markiert) kann man weiterhin den Studenten zuschreiben, die mit dem sanierten Mensa-Komplex in gewisser weiße die Moderne im Park repräsentieren. Hierbei kann sich das Gebäude, wie Steffen de Rudder schon erwähnte weiter dem Park öffnen, sodass Sichtachsen freigelegt werden und neue Beziehungen zum eigentlichen Hinterhof des Hörsaalzentrums geschaffen werden. Der Beethovenplatz liegt im Konfliktbereich zwischen Uni, Hotel und Stadt und sollte als Zwischenraum für verschiedene temporäre Nutzungen zur Verfügung stehen. So sollte man aufpassen, dass an diesem Ort nicht zu sehr eine Festivalisierung stattfindet. So freuten sich Bewohner dieses Jahr, ohne das Köstritzer Spiegelzelt über die freie gelassene Fläche, die sie beispielsweise zum Speedminton spielen oder andere sportlichen Aktivitäten nutzten. Die KiWi in Verbindung mit dem Tempelherrenhaus, kann dabei für kleine Openair-Veranstaltungen offen stehen, wie es einst die Kinder der Moderne des Bauhaus vollzogen haben. Somit steht dieser Raum auch den Studenten zu und sollte nicht von Veranstaltungen wie dem ZDF-Fernsehgarten oder ZDF@Bauhaus umformt werden.
Die gelbe Linie entlang der Belvederer Allee stellt einen möglichen Verlauf einer neu realisierten Straßen- bzw. Parkbahn da, die den Park für weniger mobile oder nicht angrenzende Bewohner erschließt. Dieses Mobilitätskonzept ergänzt sich mit dem Vorhaben, Städte weitgehend autofrei zu konzipieren um dessen Schadstoffausstoß zu verringern. Parkplätze am Parkrand werden damit überflüssig.
Der große Stern, hier blau markiert als Teil des Lustgartens, der Vorgänger des Geotheparks, könnte für weitere Installationen offenstehen aber auch als Veranstaltungsort für ein öffentliches Theater beispielsweise. Eine Tribüne aus Holz umrahmt diesen Platz und kann in der Nebensaison simpel wieder abgebaut werden. Als Beispiel kann hier der Karaoke Sonntag im Mauerpark gesehen werden
Bisher fließen teils ungefiltert Abwasserleitungen in die Ilm, das hält viele Nutzer trotz dessen nicht ab sich besonders in dem rot markierten Bereichen in dem Wasser zu baden. Weimar bietet neben dem Schwanseebad tatsächlich keine wirklichen Naturbäder. Andere Gewässer in der Umgebung sind von wenig Qualität. Eine freie Badekultur ist trotz des ungefilterten Wassers nur an der Ilm entstanden. Wenn man dieses Bedürfnis, der kurzen kostenlosen Erfrischung, in Anbetracht der immer wärmer werdenden Sommer wahrnimmt, kann man durchaus darauf reagieren und die Abwassersysteme so gestalten, dass auch die Ilm als öffentliche Badestelle ausgeschrieben werden kann. Andere Städte wie Basel beispielsweise machen es vor und auch Berlin will die Spree den Badenden freigeben. (Flussbad Berlin)
Das Römisches Haus in direkter Nähe könnte sogar als Badehaus dienen (für die, die gerne Bademode tragen oder eine öffentliche Toilette aufsuchen möchten) und damit einer öffentlichen Funktion zugeordnet werden.
Auf dem Plan orange markiert ist der Ilmradweg. Im Süden ist er noch asphaltiert und bietet damit auch die Möglichkeit für andere Gefährte den Weg zu passieren. Im Bereich des eigentlichen Parks bleibt es bei einem naturbelassenen Schotter, der gestalterisch und funktional durchaus seine Berechtigung hat, so ist diese Variante wasserdurchlässiger und lässt das Wasser im Boden versinken. Von einer vollständigen Versiegelung kann dabei keine Rede sein. Für den natürlichen Wasserkreislauf ein wichtiger Aspekt. Doch auch hierfür gibt es mittlerweile technische Lösungen um einen glatten Boden bzw. Asphalt versicherungsfähig zu realisieren, offen porige Strukturen ermöglichen dies.
Entlang des Ilmradwegs kann damit eine Sportachse entstehen mit weiteren Möglichkeiten des aktiven Bewegens, wie einem Calisthenics Parkour, wie er weniger formschön hinter der Falkenburg Halle schon realisiert ist. Auch kann entlang des Weges ein Pop-Up Kiosk entstehen, das den Verleih von diversen Boards und Rollern sowie Bikes ermöglicht (Beispiel: ALTER Mannheim, Alter Messplatz).
All diese Ideen und Rumspinnerein beziehen sich nicht auf einen bestimmten Ort sondern sehen eben den Park als Ganzes, wie er sich ohne sein klassisches und romantisches Erbe als Stadtraum womöglich entwickelt hätte und zeigt damit eben was ihm vielleicht noch fehlt. Geht man jedem Impuls nach, geht das Erbe des Parks wahrscheinlich verloren und der Flaneur vermisst seinen magischen Erholungsort und entdeckt früher oder später einen reinen Konsumraum. Dies kann die Denkmalbehörde durchaus als Erfolg sehen, das man in diesem Park eher nachdenkt ohne sich ablenken zu lassen, die Gedanken schweifen lassen kann ohne von großen äußeren Einflüssen und Reizen gestört zu werden.
Trotzdem sollte man solche Entwicklungen in die Diskussion mit einbringen und bestimmte Neuerungen auch zulassen, statt sie zu verhindern. Hierbei gilt es die Bewohner mit einzubeziehen, Patrizipationsmöglichkeiten schaffen. Auch den digitalen Wandel wahrnehmen. Schon längst existiert der Park nicht mehr nur in seiner eigenen Realität sondern eben auch als digitaler Raum. Spielend kann so Partizipation stattfinden, indem jeder seine eigenen Vorstellungen projiziert. Diese Projektionen können beispielsweise geteilt werden.
Bestimmte Entwicklungen, die in die Richtung der weiteren Kommerzialisierung, wie der Festivalisierung des Raumes gehen sollten kritisch beobachtet werden. Am Goetheplatz, sehen wir wie ein neues Wahrzeichen mitten in der Stadt, zwar temporär aufgebaut wird aber für wohl längere Zeit ein Bild der Stadt reproduziert wird, das einem Freizeitpark gleicht in dem der Konsum im Vordergrund steht.
Besonders sollte den Kulturschaffenden und Kleinkünstler unserer Epoche Raum gegeben werden, in dem sie sich verwirklichen können und einen eigenen reflektierten Abdruck unserer Gesellschaft bilden können in einem Freiraum der allen zugänglich sein sollte.
Denn noch ein Museum benötigen wir nun wirklich nicht.
Foucault, Michel: Andere Räume (1967), in: Barck, Karlheinz (Hg.): Aisthesis: Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik; Essais. 5., durchgesehene Aufl age. Leipzig: Reclam, 1993, S. 39
„Heterotopien sind wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können.“ [1]
Foucault nimmt an, dass es Räume gibt, die in besonderer Weise gesellschaftliche Verhältnisse reflektieren, indem sie sie repräsentieren, negieren oder umkehren. Heterotopien entfalten eine Differenz gegenüber dem verbleibenden Raum. Extreme Heterotopien sind in dieser Hinsicht der Illusionsraum und der Kompensationsraum. Der Illusionsraum erschaff t eine Wirklichkeit, innerhalb derer der gesamte reale Raum als noch illusorischer erscheint als die Heterotopie selbst. Als Beispiel hierfür beschreibt Foucault die früheren Bordelle, die vielleicht gerade deshalb so berühmt waren, weil sie die perfekte Illusion einer „anderen“ Wirklichkeit erschufen.
Diese andere Wirklichkeit hat sich bis heute nicht verändert und wurde hunderte Jahre sozusagen bewahrt als Goethes Freizeitpark. Eine neue Aneignung hat bis dato noch nicht wirklich stattgefunden und stellte sich in der nähren Vergangenheit aufgrund von denkmalpflegerischen Vorgaben auch schwierig da.
Wie sehe unser größtes grünes Stück in der Stadt aus, wenn Goethe dort nie sein Gartenhaus gebaut hätte und der Park als solches gar nicht existiere? Würde der Park die gleichen Qualitäten besitzen? Als reiner kurfürstlicher Schlosspark mit klaren Linien und Strukturen wie er in seinen Anfangsjahren geplant war oder eben als Park an der Ilm, mit einem natürlichen Flussbett voll von wilder Flora und Fauna.
Was wäre möglich gewesen und was davon vermisst der Park gerade eventuell und lässt ihn als Freilichtmuseum in seiner Entwicklung sogar dahin stauben?
Als Tourist ist der Park, der Ort an den sie sich positiv zurückerinnern und von dessen inszenierter Natürlichkeit schwärmen. Doch dieses Bild bröckelt, und zeigt immer weniger Resilienz gegenüber seinem eigentlichen natürlichen Gefüge. Erdrutsch, Stürme etc. treffen besonders am Ufer der Ilm die alten Bäume, die folglich gefällt werden müssen, da sie vom Einsturz bedroht sind. Der Klimawandel zwingt die Behörden dazu teilweise Bereiche abzusperren und auch auf Schildern wird beim Eintreten auf dessen Schicksal darauf hingewiesen.
Der von der Klassik-Stiftung beauftragte Neubau der Naturbrücke wird ebenso weniger positiv aufgenommen als sein Vorgänger. So war die klassische in weiß gehaltene Holzbrücke stets ein Ort des Verweilens, der in das romantisierte Bild des Parks an der Ilm passte. Der Neubau stört dieses Bild mit seinem noch hellen Holz und dem Versuch der neumodischen naturähnlichen Gestaltung. Zu oft kennt man diese Struktur wohl aus anderen naturnahen Räumen, so will sie aber sich nicht wirklich in das inszenierte Bild unseres Naturparks eingliedern. Denn der Park bleibt ein Park. Ein Stadtpark umgrenzt und gegliedert durch seine Grenzen an diese. Er weitet sich in seinen Ausläufen zum Naturraum aus aber steht in seinem Zentrum der Stadt gegenüber. Möchte sich der Park dieser auch zuwenden, sollte er nicht nur der Erholung dienen.
Denn haben die Weimarer Bewohnerinnen nicht auch das Recht ihren Park als Bürger Park zu nutzen und zu formen? Oder muss man sich, wenn man ihn betritt stets seiner Vergangenheit widmen? Flanierend, das Denkmal betrachtend aber sich selbst in seiner eigenen Realität nicht mit einbeziehen.
Ist dieser Raum denn dann noch frei und ist es nicht längst an der Zeit, dass die Moderne und Post-Moderne sowie aktuelle Strömungen, dem Park auch ein Gesicht geben können?
An manchen Ecken kann der Park weitaus mehr Raum für zeitgenössische Entwicklungen offenlassen.
The Leisure Park
Parkhöhle
Bietet Freizeitgestaltungen jeglicher Art an. Verschiedene Nutzer kommen zum Zug und eigenen sich den Park an. Nicht nach dem Bild der aktuell präsenten Freizeitparks, in den man Eintritt zahlt und man in fremde Utopien oder Klischees eintritt. Sondern ein Freiraum, der offen genutzt und im hier und jetzt gestaltet werden kann.
Die Nutzenden des Parks tragen hierbei, der Umwelt gegenüber eine große Verantwortung, diese gilt als Grundlage für eine freie und offene Gestaltung. Die Verantwortung und der Respekt gegenüber einem Raum geschieht oft entsprechend seiner Gestaltung. Der Ilmpark bietet sich hierbei als wohl geformter Raum, den die Bürger als solches auch weiterhin erhalten wollen sehr gut an.
Belästigungen und Verstöße gegen die Parkordnung wurden besonders während der Lockdown-Phase wahrgenommen, weil viele andere Räume für die Bevölkerung verschlossen blieben. So galt der Park nicht nur in Weimar, als einziger Zufluchtsort und Treffpunkt für viele die sich nicht mehr in geschlossenen Räumen aufhalten konnten und wollten. Diese Entwicklung sollte weiter beobachtet werden und darauf auch eingegangen werden. Wird sich an unserem Umgang mit der Umwelt auf lange Sicht nichts ändern, werden wir wohl öfter solche vermeintlichen Freiräume benötigen. So wie es aussieht werden wir in Zukunft uns noch mit weiteren Pandemien auseinandersetzen müssen.
Diese Grundlage und Eigenverantwortung kann eben für temporäre Installationen, kleine Festivals, Openair-Veranstaltungen wie ein öffentliches Theater oder andere Kultur- und Freizeitaktivitäten fernab der Weimarer Klassik im Park nutzbar gemacht werden. Zahlreiche Orte im Park bieten sich für die Gestaltung neuer Freiräume an, die teilweise auch schon angeeignet wurden.
„Am westlichen Rand des Ilmparks befindet sich der Ein- und Ausgang der Parkhöhle, einem öffentlich zugänglichen Netz von Stollen und Höhlen. In rund 12 m Tiefe finden etwa halbstündige Führungen statt. Das Labyrinth wurde 1974 als Stollen für Abwässer und Bierlagerung angelegt und später erweitert.“
Dieses Netz von Stollen und Höhlen ist heute tatsächlich nur teilweise begehbar und nicht wirklich öffentlich zugänglich, da eine Eintrittsgebühr verlangt wird. Der Raum dieser Stollen kann vielfältiger genutzt werden und beispielsweise als Mensa-Club weiter entwickelt werden. Bedarf für einen solchen Raum in der Stadt, besonders für die Studenten, an dem ohne Anwohner zu belästigen ausgelassen gefeiert werden kann, gibt es definitiv. Sicherlich wird die Umgebung von solch einer Institution nicht nur positiv beeinflusst. Hierbei ist auf die eigene Verantwortung des Orts zu appellieren.
Der moderne
Park
Zeitgenössische
Kunst und Kultur
Der gesamte Bereich um die Mensa inklusive des Beethovenplatzes und die als Kifferwiese bekannte KiWi (eigentlich Kinderwiese, da dort unscheinbar und versteckt ein Spielplatz angrenzt) um das Gelände des Tempelherrenhaus (grün markiert) kann man weiterhin den Studenten zuschreiben, die mit dem sanierten Mensa-Komplex in gewisser weiße die Moderne im Park repräsentieren. Hierbei kann sich das Gebäude, wie Steffen de Rudder schon erwähnte weiter dem Park öffnen, sodass Sichtachsen freigelegt werden und neue Beziehungen zum eigentlichen Hinterhof des Hörsaalzentrums geschaffen werden. Der Beethovenplatz liegt im Konfliktbereich zwischen Uni, Hotel und Stadt und sollte als Zwischenraum für verschiedene temporäre Nutzungen zur Verfügung stehen. So sollte man aufpassen, dass an diesem Ort nicht zu sehr eine Festivalisierung stattfindet. So freuten sich Bewohner dieses Jahr, ohne das Köstritzer Spiegelzelt über die freie gelassene Fläche, die sie beispielsweise zum Speedminton spielen oder andere sportlichen Aktivitäten nutzten. Die KiWi in Verbindung mit dem Tempelherrenhaus, kann dabei für kleine Openair-Veranstaltungen offen stehen, wie es einst die Kinder der Moderne des Bauhaus vollzogen haben. Somit steht dieser Raum auch den Studenten zu und sollte nicht von Veranstaltungen wie dem ZDF-Fernsehgarten oder ZDF@Bauhaus umformt werden.
Die gelbe Linie entlang der Belvederer Allee stellt einen möglichen Verlauf einer neu realisierten Straßen- bzw. Parkbahn da, die den Park für weniger mobile oder nicht angrenzende Bewohner erschließt. Dieses Mobilitätskonzept ergänzt sich mit dem Vorhaben, Städte weitgehend autofrei zu konzipieren um dessen Schadstoffausstoß zu verringern. Parkplätze am Parkrand werden damit überflüssig.
Der große Stern, hier blau markiert als Teil des Lustgartens, der Vorgänger des Geotheparks, könnte für weitere Installationen offenstehen aber auch als Veranstaltungsort für ein öffentliches Theater beispielsweise. Eine Tribüne aus Holz umrahmt diesen Platz und kann in der Nebensaison simpel wieder abgebaut werden. Als Beispiel kann hier der Karaoke Sonntag im Mauerpark gesehen werden
Bademöglichkeiten
an der Ilm
Sportachse
Bisher fließen teils ungefiltert Abwasserleitungen in die Ilm, das hält viele Nutzer trotz dessen nicht ab sich besonders in dem rot markierten Bereichen in dem Wasser zu baden. Weimar bietet neben dem Schwanseebad tatsächlich keine wirklichen Naturbäder. Andere Gewässer in der Umgebung sind von wenig Qualität. Eine freie Badekultur ist trotz des ungefilterten Wassers nur an der Ilm entstanden. Wenn man dieses Bedürfnis, der kurzen kostenlosen Erfrischung, in Anbetracht der immer wärmer werdenden Sommer wahrnimmt, kann man durchaus darauf reagieren und die Abwassersysteme so gestalten, dass auch die Ilm als öffentliche Badestelle ausgeschrieben werden kann. Andere Städte wie Basel beispielsweise machen es vor und auch Berlin will die Spree den Badenden freigeben. (Flussbad Berlin)
Das Römisches Haus in direkter Nähe könnte sogar als Badehaus dienen (für die, die gerne Bademode tragen oder eine öffentliche Toilette aufsuchen möchten) und damit einer öffentlichen Funktion zugeordnet werden.
Auf dem Plan orange markiert ist der Ilmradweg. Im Süden ist er noch asphaltiert und bietet damit auch die Möglichkeit für andere Gefährte den Weg zu passieren. Im Bereich des eigentlichen Parks bleibt es bei einem naturbelassenen Schotter, der gestalterisch und funktional durchaus seine Berechtigung hat, so ist diese Variante wasserdurchlässiger und lässt das Wasser im Boden versinken. Von einer vollständigen Versiegelung kann dabei keine Rede sein. Für den natürlichen Wasserkreislauf ein wichtiger Aspekt. Doch auch hierfür gibt es mittlerweile technische Lösungen um einen glatten Boden bzw. Asphalt versicherungsfähig zu realisieren, offen porige Strukturen ermöglichen dies.
Entlang des Ilmradwegs kann damit eine Sportachse entstehen mit weiteren Möglichkeiten des aktiven Bewegens, wie einem Calisthenics Parkour, wie er weniger formschön hinter der Falkenburg Halle schon realisiert ist. Auch kann entlang des Weges ein Pop-Up Kiosk entstehen, das den Verleih von diversen Boards und Rollern sowie Bikes ermöglicht (Beispiel: ALTER Mannheim, Alter Messplatz).
All diese Ideen und Rumspinnerein beziehen sich nicht auf einen bestimmten Ort sondern sehen eben den Park als Ganzes, wie er sich ohne sein klassisches und romantisches Erbe als Stadtraum womöglich entwickelt hätte und zeigt damit eben was ihm vielleicht noch fehlt. Geht man jedem Impuls nach, geht das Erbe des Parks wahrscheinlich verloren und der Flaneur vermisst seinen magischen Erholungsort und entdeckt früher oder später einen reinen Konsumraum. Dies kann die Denkmalbehörde durchaus als Erfolg sehen, das man in diesem Park eher nachdenkt ohne sich ablenken zu lassen, die Gedanken schweifen lassen kann ohne von großen äußeren Einflüssen und Reizen gestört zu werden.
Trotzdem sollte man solche Entwicklungen in die Diskussion mit einbringen und bestimmte Neuerungen auch zulassen, statt sie zu verhindern. Hierbei gilt es die Bewohner mit einzubeziehen, Patrizipationsmöglichkeiten schaffen. Auch den digitalen Wandel wahrnehmen. Schon längst existiert der Park nicht mehr nur in seiner eigenen Realität sondern eben auch als digitaler Raum. Spielend kann so Partizipation stattfinden, indem jeder seine eigenen Vorstellungen projiziert. Diese Projektionen können beispielsweise geteilt werden.
Bestimmte Entwicklungen, die in die Richtung der weiteren Kommerzialisierung, wie der Festivalisierung des Raumes gehen sollten kritisch beobachtet werden. Am Goetheplatz, sehen wir wie ein neues Wahrzeichen mitten in der Stadt, zwar temporär aufgebaut wird aber für wohl längere Zeit ein Bild der Stadt reproduziert wird, das einem Freizeitpark gleicht in dem der Konsum im Vordergrund steht.
Besonders sollte den Kulturschaffenden und Kleinkünstler unserer Epoche Raum gegeben werden, in dem sie sich verwirklichen können und einen eigenen reflektierten Abdruck unserer Gesellschaft bilden können in einem Freiraum der allen zugänglich sein sollte.
Denn noch ein Museum benötigen wir nun wirklich nicht.
Foucault, Michel: Andere Räume (1967), in: Barck, Karlheinz (Hg.): Aisthesis: Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik; Essais. 5., durchgesehene Aufl age. Leipzig: Reclam, 1993, S. 39